Neuer Forschungsroboter für HospiBot: Willkommen „Furhat“!

In anderen Ländern gehören sie schon zum Standard, und auch bei uns könnten Roboter schon bald ein Teil der Lösung für unser herausgefordertes Gesundheitssystem sein. Die schnelle Entwicklung schafft Forschungspotenzial: Wie wollen Menschen in Deutschland und Dänemark mit Robotern kommunizieren? Welche Reaktionen zeigen sie, wenn sie einem menschenähnlichen Gesprächspartner begegnen?

Furhat wurde entwickelt, um diese Fragen wissenschaftlich zu untersuchen: Der sozial-interaktive Roboter schafft durch die Projektion eines Gesichts eine besonders realitätsnahe Mimik und eröffnet spannende Perspektiven für die Forschung zur Mensch-Roboter-Interaktion. Studierende der Fachhochschule Kiel haben den Roboter bereits einem ersten Test unterzogen.

Roboter finden bereits heute vermehrt Einzug in unsere Lebensrealität. Unsere Gesellschaft reagiert jedoch sehr unterschiedlich auf diese Entwicklung“, berichtet Prof. Dr. Franziska Uhing, Professorin für interaktive Medien an der Fachhochschule Kiel. „Furhat bietet uns eine Möglichkeit, die Interaktion zwischen Mensch und Roboter an der Schnittstelle von Technik, Gestaltung und Kommunikation zu erforschen.

Prof. Dr. Franziska Uhing

Professorin für interaktive Medien an der Fachhochschule Kiel

Innovative Projektionstechnologie für natürliche Interaktionen

Anders als klassische Roboter besitzt Furhat kein mechanisches Gesicht, sondern nutzt eine Projektionstechnologie, mit der Gesichtsausdrücke realistisch auf eine halbdurchsichtige Maske projiziert werden. Dadurch wirkt seine Mimik besonders natürlich und flexibel. Stimmen und Gesichter, das Antwortverhalten sowie Reaktionen auf Mikroebene – wie etwa ein Augenzwinkern, Lächeln oder Kopfdrehen – lassen sich vollständig automatisiert oder über grafische Oberflächen sowie Programmierumgebungen individuell steuern. Das eröffnet Möglichkeiten zur gezielten Erforschung ausgewählter Kommunikationsaspekte.

Über ein kontrolliertes Dialogsystem hinaus kann Furhat auch mit großen Sprachmodellen (Large Language Models) arbeiten. So können sich KI-gestützt ungeplante Dialoge entwickeln. Durch ein omnidirektionales Mikrofon ist er in der Lage, Gespräche mit mehreren Personen gleichzeitig zu führen. Die möglichen Einsatzbereiche des Furhat sind damit breit gefächert und auch in vielen Situationen im Krankenhausalltag denkbar.

Erster Test an der Fachhochschule Kiel

Malou Clausen, Finn Jensen, Jonas Alexander Rauchardt, Levin Labahn und Darren Yeo forschen als angehende Medieningenieur:innen bereits im Rahmen ihres Studiums an der Fachhochschule Kiel mit dem Furhat. Sie möchten herausfinden, für welche Anwendungsszenarien sich der Einsatz des interaktiven Roboters eignet. Für einen erstmaligen Test unter realen Bedingungen platzierten sie Furhat am Eingang der Hochschulmensa auf dem Campus der Fachhochschule Kiel. Dort sollte er den nahrungssuchenden Studierenden und Dozent:innen Auskunft über den Menüplan geben.

„Wir untersuchen, wie zuverlässig der Roboter im lebhaften Hochschulalltag funktioniert: ob er Gesprächen auch bei lauten Umgebungsgeräuschen gut folgen kann, wie ihn die vielen Personen im Hintergrund beeinflussen und ob die Interaktion mit mehreren Nutzer:innen nacheinander gelingt“, verrät Malou Clausen beim Test des Furhat.

Levin Labahn, Jonas Alexander Rauchardt, Finn Jensen and Malou Clausen (v.l.n.r.) testing the Furhat robot at University of Applied Science Kiel

Bereits im Vorfeld konfigurierten die Studierenden Gesicht und Stimme des Roboters, implementierten ein Sprachmodell und forderten ihn im Pretest heraus. Unvorhergesehene Schwierigkeiten traten dennoch auf: „Die Kamera bereitet uns Probleme. Wenn Nutzer:innen sich seitlich bewegen oder zu nah treten, kommt es zu Abbrüchen im Dialog. Das liegt aber unter anderem an der langsamen Internetverbindung. Überzeugend ist dafür das Mikrofon, das auch bei starker Geräuschkulisse zuverlässig und klar arbeitet“, berichtet Levin Labahn.

Das vielleicht spannendste Ergebnis kam jedoch nicht aus der Technik, sondern von den Mensa-Besucher:innen: Trotz großer Neugierde schauten viele lieber wie gewohnt auf den Menüplan im Aushang, anstatt mit dem Roboter zu interagieren. Für das Forschungsteam war dies ein wichtiger Hinweis: Die reine Präsenz eines humanoiden Roboters reicht nicht aus, um Interaktion zu fördern – es braucht Anwendungsfälle, in denen die Kommunikation mit dem Roboter einen echten Mehrwert bietet. Bei zukünftigen Tests sollen Nutzer:innen durch den Roboter Informationen erhalten, die sie nicht einfacher aus anderer Quelle beziehen können. Auch der Einsatz im Krankenhaus und die Interaktion mit demenzerkrankten Patient:innen sind für den Furhat in der Planung.

Klar ist: Der Furhat-Roboter ist keine fertige Lösung, sondern ein spannendes Forschungsinstrument, das HospiBot auf dem Weg zu neuen Erkenntnissen über die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine unterstützt.

About the author

Wiebke Behrens-Focken
Public Relations at Kiel University of Applied Science

Hallo! Seit März 2025 arbeite ich für HospiBots externe Kommunikation. Ich bereite komplexe Forschungsarbeit so auf, dass sie für ein breites Publikum verständlich und zugänglich wird. So möchte ich das Bewusstsein für intelligente Technologien wie Roboter stärken, Vertrauen in deren Einsatz fördern und den gesellschaftlichen Dialog über ihre Rolle im Gesundheitswesen und darüber hinaus anregen.

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